
Acherner Alternative zur OP beim Karpaltunnelsyndrom
Seit 2006 ist das Karpaltunnelsyndrom (KTS) in Deutschland als Berufskrankheit anerkannt. Das Deutsche Ärzteblatt bezeichnete das KTS als »das mit Abstand häufigste Engpasssyndrom eines peripheren Nervs. Etwa jeder sechste Erwachsene ist hiervon mehr oder weniger betroffen«. Pro Jahr würden hierzulande etwa 300 000 operative Eingriffe vorgenommen.
Dieter Heyl war selbst stark davon betroffen. Vor einer Operation schreckte er aber zurück. Bei Recherchen stieß er auf eine konservative Behandlung aus den USA. Dort sei die Dreipunktmethode der gängige Ansatz. »Die Hand wird mit einer Art Schraubzwinge für ein paar Minuten dreimal am Tag an drei Stellen fixiert. Das war mit starken Schmerzen verbunden, nach ein paar Wochen habe ich aber eine Besserung bemerkt«, erzählt Heyl.
Mit der Zeit kamen ihm dann Ideen, um mit längeren Tragezeiten und moderaten Kräften eine dauerhafte Dehnung zu erzielen. Heraus kam eine elastische Dehnbandage, die mittels hautverträglicher selbstklebender Klettverschlüsse auf den Handballen befestigt wird und beidseitig getragen werden kann. »Mein KTS wurde stetig besser.« Während eines Urlaubs in Indien riet ihm ein Freund vor Ort dann dazu, das Produkt patentieren zu lassen.
Wollen sich etablieren
Ein paar Jahre später gründet Dieter Heyl Carpa-Stretch. »Es ist schwierig, im medizinischen Bereich Fuß zu fassen. Die gängige Methode ist, über den Pharmahandel die Produkte zu vertreiben. Hierdurch hätten wir jedoch unsere Preise deutlich anheben müssen, weshalb wir uns als ersten Schritt für einen Webshop entschieden haben.« Der nachhaltige Vertrieb laufe aber nur über Ärzte. Die Resonanz bei den Medizinern war gemischt: Manche rieten ihren Patienten, die Bandage einmal auszuprobieren, andere sofort zur Operation. »Ärzte und Patienten, die gute Erfahrungen mit uns gemacht haben, empfehlen die Bandage weiter. Verunsicherung ist in manchen Fällen trotzdem da.«
Aktuell geht der Vertrieb auch stark über Unternehmen, deren Betriebsärzte den Mitarbeitern eine Dehnbandage empfehlen, um die langen Ausfallzeiten nach einer Operation zu vermeiden. »Das sind Firmen im In- und Ausland, die unser Produkt bei ihren Mitarbeitern einsetzen möchten.«
Das zweite Standbein der Firma liegt in Indien. Dort werden Operationen nicht von der Kasse bezahlt, weshalb die Menschen auf solche Bandagen als kostengünstige Alternative angewiesen sind.
Ziel: Kassenzulassung
Aktuell arbeitet das Unternehmen an seiner Kassenzulassung. Das heißt, das Produkt wird in die deutsche Heilmittelliste aufgenommen. Jeder Arzt bekommt dann die Empfehlung und kann die Bandage verordnen. Das kann noch drei bis fünf Jahre dauern. Eine positive klinische Studie aus Indien liegt bereits vor und wird demnächst veröffentlicht. Dann kann in Deutschland eine wissenschaftliche Bewährungsstudie anlaufen. Mit der Kassenzulassung erwartet Dieter Heyl ein starkes Unternehmenswachstum. Die Chance auf Besserung ohne OP würden viele wahrnehmen wollen.
»Ich finde es erschreckend, wie vielen Menschen eine Operation empfohlen wird. Kann doch die Behandlung über Dehnung meist recht schnell gute Resultate erzielen«, sagt Dieter Heyl abschließend.
Hintergrund
Das Karpaltunnelsyndrom (KTS)
Als Karpaltunnelsyndrom (KTS) versteht man eine chronische Druckschädigung des Mediannervs im Bereich der Handwurzel. Der Mediannerv steuert die Sensorik und Bewegung der Hand für den Daumen, Zeige- und Mittelfinger sowie die Innenseite des Ringfingers. Der Karpaltunnel ist ein enger Durchgang im Handgelenk, den sich der Mediannerv und neun Beugesehnen teilen. Wenn der Karpaltunnel genug Platz gewährt, gleiten der Nerv und die Sehnen ohne Beeinträchtigung aneinander vorbei.
Das KTS wird meist durch ungünstige Hand- und Handgelenksstellungen über längere Zeiträume ausgelöst: Durch Entzündungen erweiterte Sehnen drücken dann auf den Mediannerv. Ebenso kann eine Veränderung des Bindegewebes durch hormonelle Veränderungen vor allem bei Frauen das KTS aus- auslösen. Die Beschwerden entwickeln sich schrittweise von Taubheit und Kribbeln im Daumen, Zeige- und Mittelfinger bis hin zu Kraftlosigkeit und starken Schmerzen in der Hand. www.carpastretch.com
Quelle: www.bo.de